Informatiker Christian Rößner über sichere Cloud- und Kommunikationslösungen für Firmen und Privatpersonen
ALSFELD (pm). „Mal ehrlich: Würden Sie einem Fremden, der Sie in der Obergasse anspricht, mal eben einfach so Ihr Handy zeigen – mit allem was drauf ist?“ – Mit dieser Frage stieg der Informatiker Christian Rößner am Dienstagabend im Hotel Klingelhöffer in seinen Vortrag über sichere Cloud-Lösungen ein, und die Antwort lag natürlich auf der Hand: Niemand würde das tun, und doch ist es genau das, wenn man – ob im Unternehmen oder als Privatperson – Daten jeglicher Art über gängige Messenger-Dienste und kostenlose Cloudlösungen namhafter Internetanbieter nutzt. Man weiß nie genau, auf welchem Weg die Daten von A nach B kommen, wer unterwegs draufschaut und sich gegebenenfalls was davon behält. Was bleibt ist ein flaues Gefühl und die Hoffnung, dass schon nichts mit den Daten geschehen möge.
Christian Rößner ist das zu wenig, und etwa zwanzig Gästen seines hochinteressanten Vortrags über eigene, individuelle Cloud-Lösungen offenbar auch. Mit einem kleinen Ausflug in die vielen Kommunikationsmöglichkeiten, die das Worldwide Web bereithält, in das Geschäft, in dem Daten die Währung sind, und auch in die rechtlichen Problematiken, die sich nicht erst seit Inkrafttreten der europäischen Datenschutzgrundverordnung aufgetan haben, führte Rößner in sein brisantes Thema ein. Sein Fazit: Vertrauen könne man den großen, kostenlosen Anbietern von Cloud- und Messenger-Diensten trotz vieler Sicherheitsversprechen wenig bis gar nicht.
Eine Lösung für dieses Problem, so der Informatiker, bieten Open-Source-Programme, die der Internet-Community kostenlos zur Verfügung stehen. Ihre Programmier- und Quellcodes sind transparent und nachzuverfolgen, sodass man hier sicher sein könne, nicht ungewollt zum Lieferanten von Daten und Informationen zu werden. Mit „NextCloud“ präsentierte der Referent ein Open-Source-Produkt, mit dessen Hilfe man sich – entweder selbst oder mit fachlicher Hilfe – eine eigene Cloud für den Privatbereich einrichten kann. „Einzig ein Raspberry Pi, ein kleiner Einplatinencomputer, muss dazu angeschlossen und konfiguriert werden“, erläuterte der Fachmann, „und schon kann man die einzelnen Endgeräte seines Familiennetzwerkes einfach synchronisieren.“ Auch für Unternehmen bietet sich die Next-Cloud-Lösung an, wie Rößner ausführte, allerdings auf einem Server, der mehr Leistung zur Verfügung stellt. Der IT-Experte, der diese Lösung schon in großen Firmensystemen und öffentlichen Netzwerken implementiert hat, betonte, dass es auf dieser Ebene möglich ist, jede beliebige individuelle Konfiguration vorzunehmen und alles so in eine vorhandene Struktur einzubetten, dass alles läuft wie gewohnt – nur sicher. Dabei ist die Ausgangssoftware für alle Nutzer kostenlos. „Sie finanziert sich durch individuelle Konfigurationen und Support“, führte Rößner aus. Alle bekannten Anwendungsfälle ließen sich mit einer NextCloud – die gleichnamige Entwicklerfirma hat ihren Sitz übrigens in Stuttgart und nicht außerhalb der EU, was schon allein für den Datenschutzaspekt von Bedeutung ist – realisieren: Angefangen vom Austausch großer Datenmengen über die Synchronisation von Bildern und Videos bis hin zu Videokonferenzen. Selbst einen Kurznachrichtendienst sieht das Programm vor – ein guter Ersatz für weltweit verbundene Dienste, die sich heute gegenseitig die Daten ihrer Anwender hin- und herschieben. „NextCloud ermöglicht aber nicht nur das Teilen von Daten, sondern auch das gleichzeitige dezentrale Arbeiten auf Dateien, die in der Cloud für einzelne Personen bereitliegen. Damit eröffnet sich ein weiteres, in Zeiten von Homeoffice und Telearbeit hochinteressantes Anwendungsgebiet“, so der Referent.
In einer Live-Demo stellte Rößner die Fähigkeiten der Cloud eindrucksvoll vor und präsentierte gleichzeitig Open-Source-Software, die ebenfalls unabhängig von anderen Anbietern macht: Das komplette Office-Sortiment könne durch Open-Source-Software abgebildet werden und von den Anwendern damit kostenlos genutzt werden. Darüber hinaus stehen zahllose Apps zur Verfügung, mit deren Hilfe man sich seine ganz eigene Ausgabe der Cloud basteln kann. Als das Beste an dieser Lösung sieht der IT-Experte jedoch die Sicherheit und die Kontrolle über die eigenen Daten. „Mit NextCloud arbeiten Sie in Ihrer eigenen Cloud auf Ihren eigenen Maschinen – sicherer geht es nicht“, begeisterte sich Rößner für diese Lösung, die sogar als „Bundes-Cloud“ von der Bundesverwaltung verwendet werde.